Sichere Mobilität durch GUROM

Die Wege, die wir täglich zurücklegen, bergen ein hohes Gefährdungspotenzial: Im Jahr 2022 geschah fast jeder zweite tödliche Arbeits- oder Wegeunfall von Beschäftigten im Straßenverkehr (44%). Verkehrssituationen sind deutlich vielfältiger und oft unvorhersehbarer als andere Arbeitssituationen. Umso wichtiger ist es, dass die Verkehrssicherheit bei der Präventionsarbeit im Betrieb stärker in den Fokus rückt. Hierbei unterstützt GUROM Sie.

In der Regel erfolgen Gefährdungsbeurteilungen bedingungsbezogen. Das heißt, dass eine dafür verantwortliche Person die Bedingungen vor Ort betrachtet und diese einschätzt. Im Vergleich dazu erfasst GUROM die Gefährdungen personenbezogen. Das bedeutet, dass die Person die Gefährdungen, denen sie ausgesetzt ist, selbst einschätzt. 

Gründe für die personenbezogene Gefährdungsanalyse

  • Eine sichere Verkehrsteilnahme hängt maßgeblich von der zur Verfügung stehenden Aufmerksamkeit einer Person ab. Wie stark diese durch Zeitdruck, Müdigkeit oder Ablenkung vermindert wird, ist allerdings individuell unterschiedlich und kann somit auch nur von der Person selbst eingeschätzt werden. 
  • Als Expertinnen und Experten ihrer zurückgelegten Wege wissen die Beschäftigten am besten, welche Gefährdungen in ihrem Arbeitsalltag bestehen. Führungskräften oder Verantwortlichen im Arbeitsschutz sind diese oftmals nicht ausreichend bekannt. Sie können daher kaum eine solide Gefährdungsabschätzung vornehmen.

Um ganzheitlich und gleichzeitig ökonomisch vorzugehen, achtet GUROM auf eine zielgruppenspezifische Auswahl der Fragen. Die Antworten auf bestimmte Filterfragen bestimmen den weiteren Verlauf der Gefährdungsanalyse (z. B. genutzte Verkehrsmittel). Somit passt sich GUROM der individuellen Situation der Person an und spart zusätzlich Zeit beim Ausfüllen, da Nichtzutreffendes wegfällt.
 

Was kann ich tun?

Viele Verantwortliche für Arbeits- und Verkehrssicherheit sind der Auffassung, keinen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten ihrer Beschäftigten zu haben. Unfälle haben allerdings meist nicht nur eine Ursache, sondern folgen einer Verkettung ungünstiger Ereignisse. Ereignisse, die sich neben der Situation und der Person selbst, auch aus den organisationalen Rahmenbedingungen sowie den technischen Gegebenheiten ergeben können. Hier setzt GUROM an: Nach dem TOP-Ansatz, erweitert um situative Faktoren, werden Mobilitätsprofile Ihrer Beschäftigten verhältnis- und verhaltensorientiert analysiert. Anhand der Ergebnisse können Sie Ihre Präventionsarbeit ganzheitlich ausrichten und konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit Ihrer Beschäftigten im Straßenverkehr zu erhöhen.

Welche Gefährdungen bestehen für mich?

Die Rückmeldung zu Ihren Gefährdungen erhalten Sie in Form von Gefährdungsprofilen. Als Privatperson erhalten Sie direkt nach der Teilnahme ein individuelles Profil, welches nur Ihre eigenen Gefährdungen aufzeigt. 
Unternehmen und Organisationen erhalten nach ca. 1-2 Monaten Bearbeitungszeit ein unternehmensbezogenes Profil. Dafür werden alle Angaben der Beschäftigten, die an GUROM teilgenommen haben, statistisch ausgewertet und berichtet. Natürlich unter Wahrung der Anonymität. Basierend auf diesen Gefährdungsprofilen werden durch GUROM Maßnahmen abgeleitet, die helfen können, die Sicherheit zu erhöhen und die Unfallwahrscheinlichkeit zu senken. Diese Maßnahmen entstammen einer Datenbank, die im Rahmen von GUROM entwickelt wurde und ständig aktualisiert wird. Diese Maßnahmendatenbank beinhaltet Angebote der Unfallversicherungsträger sowie privater Anbieterinnen und Anbieter aus Deutschland und Österreich. 
 

Warum ist sichere Mobilität im Betrieb so wichtig?

Grundsätzlich gilt: Die körperliche und psychische Unversehrtheit ist das höchste Gut, was einem Menschen zusteht. Diese gilt es natürlich auch bei Ausübung der Erwerbstätigkeit zu schützen und zu erhalten. Jeder tödliche Arbeits- und Wegeunfall im Straßenverkehr ist ein Unfall zu viel und muss vermieden werden. Verkehrsunfällen, die während der Arbeitszeit oder auf dem Weg von und zur Arbeit passieren, verursachen darüber hinaus leichte bis schwere Personenschäden. Die dadurch herbeigeführten Fehlzeiten dauern ca. 30% länger als bei anderen Arbeitsunfällen an. Hinzu kommen Sachschäden in Millionenhöhe, die durch Verkehrsunfälle entstehen und ebenfalls von den Unternehmen getragen werden müssen. Ein aktiver Einsatz für Sicherheit auf Arbeitswegen und beruflichen Fahrten und Wegen ist daher nicht nur eine Verpflichtung – gute Präventionsarbeit ist auch kostengünstiger als der Umgang mit Unfällen und Krankheit. Vor dem Hintergrund der Prognosen, die von einer Zunahme der berufsbedingten Verkehrsteilnahme in den kommenden Jahren ausgehen, ergibt sich eine zusätzliche Brisanz. 
Für den Bereich der berufsbedingten Mobilität gibt es noch keine umfassende Gefährdungsbeurteilung. Mit GUROM kann eine solche Gefährdungsanalyse systematisch erfolgen. Da das Online-Tool jedoch für die berufsbedingte Mobilität konzipiert wurde, ist es kein Ersatz für Gefährdungsbeurteilungen anderer spezifischer Tätigkeiten, wie sie beispielsweise von den gesetzlichen Unfallversicherungen empfohlen werden. Allerdings werden mit GUROM u. a. Psychische Belastungen nach den Richtlinien der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) erfasst. 

Keiner kommt um – Alle kommen an!

Die Entwicklung einer Gefährdungsanalyse für die berufsbedingte Mobilität ist dringend notwendig, um menschliches Leid sowie Kosten für Unternehmen und Organisationen zu verringern! GUROM trägt einen Teil zur Realisierung der Vision Zero bei. Ziel der „Vision Zero“ ist: keine Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr. Kern der Strategie sind ein sicheres Verkehrssystem und die Einsicht, dass der Mensch als Teil dieses Systems nicht fehlerfrei agiert. Dabei gelten die Grundannahmen der Vision Zero auch für GUROM:

  1. Menschen machen Fehler.
  2. Die physische Belastbarkeit des Menschen ist begrenzt.
  3. Das Leben ist nicht verhandelbar.
  4. Die Menschen haben ein Recht auf ein sicheres Verkehrssystem und auf eine sichere Arbeitswelt.

Um dieses Ziel zu erreichen, gilt für die Präventionsarbeit ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. GUROM unterstützt Sie, Fortschritte in der eigenen Präventionsarbeit abzubilden. Durch das systematische und ganzheitliche Vorgehen kann das Präventionshandeln im Betrieb dokumentiert und immer wieder überprüft werden. 

Kooperation

GUROM ist ein Kooperationsprojekt des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), des Lehrstuhls für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sowie der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt in Österreich (AUVA). Die Auswertung der erhobenen Daten geschieht ausschließlich durch das GUROM-Team der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sowohl die gesetzlichen Unfallversicherungsträger in Deutschland und Österreich als auch der DVR haben keinerlei Zugriff auf die erhobenen Daten. 
Durch die finanzielle Förderung der gesetzlichen Unfallversicherungsträger ist das Angebot von GUROM kostenfrei verfügbar. 
 

Forschung

Das GUROM-Projekt liefert gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse über die empirischen Zusammenhänge zwischen den verschiedensten Gefährdungsfaktoren, dem Unfallgeschehen und möglichen Präventions- bzw. Interventionsmaßnahmen. Je mehr Unternehmen / Organisationen und Einzelpersonen teilnehmen, desto größer wird die Datenbasis, die Erkenntnisse liefert und zu optimalen Präventionsmaßnahmen führt. 
Bei Forschungsinteresse können Sie gerne Kontakt zum Lehrstuhl für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena aufnehmen.
 

Kennen Sie schon WISOM?

WISOM ist die Digitale Bibliothek für verkehrsbezogenes Wissen für Arbeitssicherheit und Prävention. Das Online-Portal stellt Fachbeiträge rund um die Themen Straßenverkehrssicherheit und Mobilität im betrieblichen, beruflichen sowie schulischen Kontext bereit, wie Fachartikel, Projektberichte, Präsentationen, wissenschaftliche (Abschluss-)Arbeiten und andere Inhalte.
WISOM ist ein Angebot, das Fachkräften aus den Bereichen Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Prävention aus dem Umfeld der gesetzlichen Unfallversicherungsträger (Unfallkassen und Berufsgenossenschaften), der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) in vollem Umfang zur Verfügung steht. Es richtet sich an Präventionsfachleute, an Aufsichtspersonen in der Prävention sowie an Präventionsleiterinnen und -leiter, Sicherheitsfachkräfte und -beauftragte.
Weitere Informationen finden Sie hier.